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Ruhe jetzt!


Je älter ich werde, desto mehr kann ich mit der Idee eines Ruhetages anfangen. Ich kann nachvollziehen, dass das Sabbat-Gebot kein Gebot im Sinne einer bloßen religiösen Regel ist, sondern ein Ausdruck von Gottes Weisheit und seiner Zuneigung uns gegenüber.




Zugleich fällt es mir gar nicht leicht, an einem Tag pro Woche in einen kleineren Gang zu schalten, bewusst auf die Bremse zu treten, Ruhe einkehren zu lassen und ihr Zeit zu geben, damit sie mich erfüllen kann.


Letzten Sonntag habe ich ein über mein Ruheverhalten nachgedacht und musste feststellen, dass es da noch viel Spielraum gibt. Äußerlich mag ich manchmal schon ganz ruhig wirken, aber das Maß der inneren Ruhe entspricht dem äußeren Schein nicht unbedingt. Das zeigen die Ergebnisse meiner Sonntagsreflexion:


Während des gemütlichen Frühstücks lese ich eine Zeitung. Jeder Artikel hat ein anderes Thema, das in meinem Kopf Bilder entstehen lässt und gedankliche Reaktionen hervorruft. Dann öffne ich wie jeden Tag auf dem Handy ein Nachrichtenportal, über welches ich die aktuellen Schlagzeilen weltweiter Zeitungen unterschiedlicher Fachrichtungen scanne und bei mir ins Auge stechenden Themen den link zum Artikel öffne. Ich lese von den aktuellen Entwicklungen in der Ukraine und in Israel. Ich erfahre etwas über den sächsischen Wahlkampf, den Tod einer ehemaligen YouTube-Chefin, über Demonstrationen in Serbien und die Prognosen zur US-Wahl. Ich lerne, dass Immobilien wieder teurer werden, der Fussballer Pepe seine Karriere beendet, welcher KI-Bildgenerator am besten Hände darstellen kann und wie 0,25% Leitzinsanhebung zu einem kleinen Börsencrash führten. Dann lese ich schnell noch einen Artikel über einen Nordkoreaner, dem nach 50 Jahren Haft die Flucht gelang, einen über Donald Trumps Running Mate und einen über die Stellung der Frau in ultraorthodoxen jüdischen Gemeinschaften.

So geht es noch eine ganze Weile weiter, bis mir auffällt, dass ich zwar mittlerweile äußerlich ruhig und gemütlich im Gartenstuhl sitze, es innerlich aber surrt und tickert.


Stop.

Neulich hörte ich in einem Gespräch den Satz „hinter der Grenze zur Langeweile wartet Gott“. Diesen Gedanken finde ich spannend.

Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich zuletzt an dieser Grenze stand. Könnte es wirklich sein, dass auf der anderen Seite Gott auf mich wartet? Das will ich herausfinden.


Aber dann schreit meine innere Todo-Liste mir zu, dass ich vorher noch schnell darüber nachdenken muss, warum meine Gartenbewässerung zickt, ob ich eine Sprühnebelkühlung installieren soll, wo im Garten der beste Platz für ein Balkonkraftwerk wäre, ob ich meine defekte Uhr durch eine gebrauchte von rebuy ersetzen und ob ich mit Oxalsäure tatsächlich die schwarzen Flecken auf den Terrassendielen beseitigen kann.


Stop.

So wird das nichts mit der Ruhe. Ich nehme mir vor, zu lernen. Ruhe jetzt!


Ich wünsche dir für die neue Woche ein paar "Aus-"Zeiten.


Alles Liebe. Rainer


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1 Comment


Danke machst du bitte einen zweiten Teil, wie man mit nicht vermeidbaren "Ruhestörern" umgehen kann. Und damit meine ich das was sie im inneren lostreten. Einen Termin absagen allein ützt ja nix, wenn dich der Inhalt der Forderung weiter bewegt.......ich weiß an Gott abgeben, aber .....Danke Rainer für deine Gedanken, die mich im Moment immer mal wieder aus meinem Strudel reissen....auch einen Moment der Ruhe schenken und meinen unsteten Blick auf den lenken, bei dem einzig Ruhe zu finden ist .....unseren GOTT....

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