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AutorenbildRainer Harter

Das Delta meines Lebens


Nahe Freiburg liegt Deutschlands größter Vergnügungspark.

Er ist ein Anziehungspunkt und Wunschziel für viele Kinder und Jugendliche und ein Ort, an dem ganze Familien besondere Tage miteinander verbringen.

Auch ich mag es, ab und zu den „Europa Park“ zu besuchen, um dort mit möglichst vielen Achterbahnen zu fahren und andere Fahrgeschäfte zu erleben, die ich teilweise noch aus meiner eigenen Kindheit kenne. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie geborgen und aufgeregt zugleich Kinder sich in Begleitung ihrer Eltern und Großeltern fühlen.


Ich bin ein Familienmensch und genieße solche Ausflüge mit meinen Kindern und Enkeln.


Demnächst wollen wir uns wieder in die bunte Welt der Karussells stürzen. Als ich deshalb vorgestern nachschaute, was der Eintritt mittlerweile kostet, öffnete sich für mich bereits die Fahrt auf einem ganz neuen Karussell: Ich sehe, dass ich jetzt als Senior gelte und ein Seniorenticket beanspruchen kann. Diese Erkenntnis schwarz auf weiß vor mir zu sehen, ist eigentümlich. Da steht es: aus Sicht der Gesellschaft gehöre ich jetzt zum alten Teil unserer Bevölkerung.


Meinem Alter gegenüber habe ich durchaus ambivalente Gefühle, von denen jedoch die positiven überwiegen. Es ist zwar so, dass ich beim Laufen viel öfter überholt werde als früher, mir einen Zentner Zement nicht mehr mal eben über die Schulter werfen kann und allgemein nicht mehr ständig Vollgas geben kann. Die Zeit, in der mein Leben wie eine ständige Wildwasserfahrt verlief, geht über in einen breiten, ruhiger dahinströmenden Fluss, der schließlich mäandernd sein Delta erreichen und vom großen Meer aufgenommen wird.

Die aktuelle Lebensphase ist zwar noch geprägt von viel Verkehr auf meinem Lebensfluss, aber ich nehme mir mehr Freiheit, um darüber zu entscheiden, wem oder was ich erlaube, die Kraft dieses Stroms zu nutzen.


Ich liebe die Aussicht auf das Delta und bereite mich auf diesen Abschnitt vor. Beispielsweise arbeite ich sehr konkret daran, meine operativen Leitungsaufgaben im Gebetshaus an einen Nachfolger zu übergeben. Oder ich gestehe mir öfter als früher zu, nicht immer müssen zu müssen. Ich bin sehr dankbar für die Menschen in meinem beruflichen Umfeld, die Rücksicht auf meine Träume nehmen und mich deshalb von manchem entlasten. Ich freue mich über die Ruhe, die auch im Inneren zuzunehmen scheint und vielleicht damit zusammenhängt, dass ich auf ein reiches bisheriges Leben zurückblicken kann. Ich muss mich nicht mehr beweisen; ich darf jetzt andere dabei unterstützen, ihre Stärken zu finden.


Der Fluss ist tief geworden, die reißenden Abschnitte sind seltener geworden. Mit unwiderstehlicher Macht strömt er auf sein Delta zu, wo er sich in den Ozean ergießen wird, der in meinem Fall ein Meer der Liebe ist.


Auf welchem Abschnitt deines Lebensflusses befindest du dich? Wie weit du schon voraussehen und wie bereitest du dich darauf vor?


Wo auch immer du dich gerade auf dem Strom deines Lebens befindest, wünsche ich dir eine gute Fahrt.


Alles Liebe. Rainer


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